Als Ziel des Camino de Santiago (Jakobsweg) ist Santiago de Compostela weltweit bekannt. Dieser wurde 1987 zum ersten europäischen Kulturweg erhoben, zwei Jahre nachdem der Wallfahrtsort von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Im Jahr 2000 war Santiago außerdem Kulturhauptstadt Europas.
Unser Video von Santiago de Compostela
Als wir in der Hauptstadt Galiciens angekommen waren, plagte uns ein kleines Hüngerchen, weshalb wir zuerst einmal zu Alice in WonderPie radelten. Und ja, die veganfreundliche Bäckerei ist genauso bezaubernd wie ihr Name klingt. Neben veganen Torten, Brownies, Croissants und Cupcakes bekommt ihr hier auch Herzhaftes, wie zum Beispiel vegane Pizza. Für alle Kaffeespezialitäten steht euch natürlich auch pflanzliche Milch zu Verfügung. Wir können diese herzliche Bäckerei nur wärmstens empfehlen.
Danach schauten wir uns schon mal ein wenig Santiago an, indem wir planlos durch die Stadt spazierten. Dabei stießen wir allerdings schon recht schnell auf die Kathedrale, da diese der zentrale Punkt der Altstadt ist, die ohnehin ziemlich klein ist. Die Fassade der Kathedrale ist übrigens auf den Spanischen Ein-, Zwei- und Fünf-Cent-Münzen abgebildet.
Bevor wir uns diese genauer anschauten, besuchten wir zunächst das Museo das Peregrinacións e de Santiago, welches faszinierende Einblicke in das Phänomen von Santiago im Laufe der Jahrhunderte bietet. Aus dem Fenster im 3. Stock hat man eine großartige Aussicht auf den Praza das Praterías und einige Türme der Kathedrale. Das beste am Museum: Der Eintritt ist kostenlos!
Links vom Eingangsbereich stehen ein paar Computer zur Verfügung. Das darauf installierte Videospiel versetzt einen als Jakobspilger in das mittelalterliche Santiago de Compostela hinein. Klar, die Grafik, Steuerung und Story können mit aktuellen Games nicht mithalten. Dafür kann man hier etwas lernen und hey, ’nem geschenktem Gaul schaut man nicht ins Maul!
Auf der Treppe des symbolträchtigen Praza da Quintana vor der Kathedrale sahen wir eine Gruppe Menschen demonstrieren. Sie sangen und hielten die Flagge Venezuelas und Schilder mit der Aufschrift „no + dictadura“ hoch. Dies bedeutet „keine Diktatur mehr“ und richtet sich gegen die Regierung von Präsident Nicolás Maduro, der zeitweise das Parlament entmachten ließ.
Seitdem sind die Proteste zur Massenbewegung geworden: Am 19. April, einem Feiertag in Venezuela, der den Auftakt zur Revolution von 1810 markiert, gingen in der venezolanischen Hauptstadt Caracas Millionen Menschen auf die Straßen. Sie machen Maduro für die schwere politische und ökonomische Krise verantwortlich und fordern Neuwahlen.
Passend dazu befindet sich auf demselben Platz vor dem Instituto Europeo Campus Stellae das Denkmal zum Camino de los Derechos Humanos. Das Projekt der „Route der Menschenrechte“ wurde am 12. September 2016 vorgestellt und besteht aus 30 Tafeln, die alle Artikel der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte widerspiegeln. Diese werden entlang des Camino Primitivo, dem ursprünglichen Jakobsweg von Oviedo nach Santiago, platziert.
Den nächsten Tag starteten wir im rein veganen Bioladen Herbas Tenda Vegana. Hier befinden sich neben den Food- und Non-Food-Artikeln bekannter Marken (teilweise auch aus Deutschland) zusätzlich einige lokale und regionale Spezialitäten, wie beispielsweise die „Calabizo“, eine vegane Chorizo (spanische Wurst mit Paprika und Knoblauch) hauptsächlich bestehend aus Kürbis (spanisch Calabazo, daher der Name). Oder die Mermelada de Pimientos, eine Marmelade aus grüner Paprika, erhältlich in den Sorten picante (scharf) und dulce (süß).
Danach gingen wir wieder mal kreuz und quer durch die Altstadt bis sich der Hunger erneut meldete und wir ins SCQ Café einkehrten. Das Café dient gleichzeitig auch als Bar und Veranstaltungsort für Live-Musik und andere Events. Die vielen veganen Optionen sind in der Karte gekennzeichnet (sowie alle Allergene) und beinhalten unter anderem Fajitas, Burger, Salate, Arepas (Maisfladen) und Süßspeisen. Außerdem gibt es Smoothies und Shakes mit pflanzlicher Milch.
Nachdem wir ausgiebig geschmaust hatten, gingen wir in den Parque da Alameda. Dort entspannten wir uns ein bisschen und genossen die Aussicht von den Xardíns da Ferradura auf die Estatua de Rosalía de Castro. Rosalía de Castro war eine Lyrikerin aus Santiago de Compostela, die mit ihren Werken zur Wiederaufwertung der galicischen Sprache beitrug.
Danach versuchten wir nochmal etwas gezielter die Sehenswürdigkeiten von Santiago aufzusuchen, stellten jedoch fest, dass wir an den meisten Orten schon waren. Trotzdem liefen wir die lila Route des Stadtplans aus der Oficina de Turismo einmal komplett ab. Möchte man sichergehen, alles in der Altstadt einmal gesehen zu haben, ist dies ein sinnvolles Vorgehen. Ansonsten sollte ein zielloses Herumirren aber auch der Sache dienen.
Als uns die Füße anfingen, weh zu tun, fuhren wir nochmal mit dem Rad in den Parque da Alameda. Diesmal gingen wir jedoch den Pfad parallel zur Rúa do Pombal hoch, sodass wir einen wunderschönen Blick auf die Kathedrale von Santiago hatten.
Als es langsam dunkel wurde, machten wir uns zu unserem Abendessen auf, welches wir im rein veganen Entre Pedras bekamen. Dass das Restaurant nicht nur unter Veganer*innen beliebt ist, zeigte sich schnell, da es immer belebter wurde, bis seine Kapazität ausgeschöpft war. Wer hier zu Stoßzeiten essen möchte, dem sei also eine Reservierung im Voraus zu empfehlen.
Seinem offensichtlich ausgezeichneten Ruf macht das legere und familiäre Restaurant aber auch alle Ehre: Wir hätten am liebsten die gesamte Karte hoch und runter bestellt, da uns das Essen so unglaublich gut geschmeckt hat. Und das ganze zu einem unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Entre Pedras, du hast uns ganz bestimmt nicht zum letzten Mal gesehen! 😉
Tja, und das waren dann auch schon unsere etwas mehr als 24 Stunden in Santiago de Compostela, in denen wir gefühlt jede Gasse und so viele Pilger wie noch nie in unserem Leben gesehen haben. Zum Schlafen fuhren wir nämlich schon weiter in das etwa 30 Kilometer östlich gelegene Noia. Denn, auch wenn du uns gut gefallen hast, Santiago, sind wir doch lieber am Meer. Und trotzdem kommen wir bestimmt mal wieder! 🙂
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